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Geknabbert wird Immer

Vor mehr als drei Jahrzehnten gründete Heinz Meienburg in seinem Schlafzimmer eine Nussfirma. Heute ist sein Unternehmen ein wichtiger Player der Branche.

Als kleiner Junge fuhr Heinz Meienburg einmal im Jahr in die Niederlande. Seine Tante väterlicherseits hatte zu Kriegszeiten einen Holländer geheiratet, weshalb die ganze Familie jeweils zu Pfingsten die Reise von Wilhelmshaven nach Mierlo bei Eindhoven antrat. Das Familienauto war ein DKW 1000 S mit durchgehender Fahrerbank – irgendwie war genug Platz für Vater, Mutter und vier Kinder sowie Oma und Opa. Auf dem Wochenmarkt in Holland lernte Heinz nicht nur Seelachsecken in Pergamenttütchen kennen, sondern auch Nüsse aller Art, die direkt vor Ort geröstet und verköstigt wurden. Das entspannte Treiben auf dem Markt, der leckere Geruch, die andere Kultur: eine Erinnerung, die Meienburgs ganzes Leben prägen sollte.

Einige Jahre später hat Heinz Meienburg bereits die ersten Stufen einer vielversprechenden Karriereleiter erklommen, als er im Supermarkt Plaza in Wilhelmshaven Abteilungsleiter wird – mit nur 18 Jahren. „Ich war immer ein Macher“, erinnert er sich, „viele haben mich dafür belächelt, dass ich mir große Ziele gesetzt habe. Aber wenn ich was vorhatte, habe ich es umgesetzt. Ich bin ein Stürmer.“ Auf die Abteilungsleitung im Supermarkt folgt in den 80er Jahren eine Zeit im Außendienst des Schokoladenherstellers Sprengel. Meienburg hat Budgetverantwortung und erlernt die Mechanismen von Einkauf und Verkauf, bis er sich reif für die Selbstständigkeit fühlt. „Die Kollegen im Außendienst haben gesagt, du hast doch ein Loch im Kopf, weil ich so einen sicheren Job aufgab“ sagt Meienburg, „aber ich wusste, da geht mehr.“ Die Geschäftsidee entsteht, als Meienburg im Rahmen seiner Arbeit für den Schokoladenhersteller einen Großhändler für Nüsse kennenlernt. Sofort sind die Erinnerungen an den holländischen Markt und den Geruch der gerösteten Kerne wieder wach. Meienburg erkennt die Chance auf eine Nische und wagt 1986 den Schritt ins Unternehmertum. „Ich hatte 800 Mark auf dem Konto. Das war nicht viel, aber es hat gereicht.“ Zunächst für einen Schreibtisch und ein geleastes Faxgerät. Beides stellt Meienburg im Schlafzimmer auf, das er mit seiner damaligen Lebensgefährtin teilt. „Ich habe ihr gesagt, hier wird sich ab jetzt nicht nur erholt und geliebt, hier wird jetzt richtig gearbeitet.“ Den Schreibtisch hat er noch aufbewahrt, er steht jetzt zur Erinnerung im Drucker-Raum des Unternehmens.

Mit der Laubsäge zur ersten Million

So beginnt im ostfriesischen Schortens/Accum die Geschichte 
eines der erfolgreichsten Nusskaufmänner der Republik. Meienburg bezieht seine Nusssorten und Trockenfüchte von nun an von Nuss-Großhändlern aus den Niederlanden und Hamburg und verpackt sie in Zusammenarbeit mit einer örtlichen Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung, der GPS Wilhelmshaven. „Das war alles ganz simpel am Anfang“, sagt Meienburg, „eine Hand-Abpackmaschine, Büdel drunter, Nüsse etc. rein, ab auf die Waage, fertig.“ In den nächsten Monaten und Jahren baut sich Meienburg einen Kundenstamm im ostfriesischen Umland auf. Verkauft wird auch auf Wochenmärkten und Stadtfesten, aber vor allem die regionalen Supermärkte in Emden, Leer, Aurich, Wilhelmshaven, Oldenburg, Bremen und anderswo werden schnell in großer Zahl zu dankbaren Kunden. Hier gab es gute Unterstützung durch Bünting in Leer und Edeka in Oldenburg als erste Zentralen in den Anfängen.

Abends zimmert Meienburg in seiner Garage mit Säge und Hammer kleine Verkaufsregale, zusammen mit einem Freund aus der Nachbarschaft. Tags darauf werden Regale samt Nusstüten in seinen Kleinbus gepackt und zu den Läden gefahren. „Das war eigentlich ganz einfach – man ging zum Supermarktleiter und sagte, moin Herr Müller, ich hab ne Nussfirma, und er sagt dann, jau, mal rin damit.“ Ein guter Bekannter aus der Keksbranche wird Meienburgs erster Auslieferungsfahrer und Verkäufer. Der Transporter ist voll von leckeren Meienburg Produkten: Friesenfutter, Friesen-Müsli und mehr. Nun fährt man schon zu zweit in die Supermärkte und nicht mehr alleine.

Nur zwei Jahre später erreicht Meienburg einen Jahresumsatz von 800.000 DM. Wie geht das? „Das geht, in dem man einfach selbst mit losfährt.“ Dass Meienburg ein Macher ist, spürt man in solchen Sätzen. Da hat jemand eine große Energie, Dinge anzupacken und umzusetzen. Immer mit Augenmaß, immer mit erreichbaren Zielen – Heinz Meienburg ist einer, der den persönlichen Bezug mag und nicht anonym wirtschaften möchte. Das empfindet man natürlich als ostfriesisch, jedenfalls ländlich, und man empfindet es auch als eine Tugend der alten Schule.

Heinz Meienburg zieht intakte Beziehungen der postindustriellen Entfremdung vor. Das bestimmt auch fast dreieinhalb Jahrzehnte nach der Unternehmensgründung sein Handeln. Mittlerweile erreicht er einen Jahresumsatz von fast 10 Mio. Euro, das ist viel. Aber es ist weit weg von den großen Mitbewerbern in Hamburg und Ulm, die weit mehr als 200 Mio. Euro machen. Trotzdem ist Heinz Meienburg zufrieden. Vielleicht, weil er noch jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter beim Namen kennt. Vielleicht, weil es seine eigene Arbeit ist, deren Früchte er erntet, eben bodenständig hinterm „Deich“ und kein Konzern mit Aufsichtsräten und Firmenkonglomeraten. Vielleicht, weil er die Dinge so machen kann, wie er will. Zum Beispiel im Bereich der Qualität. Meienburg sagt: „Wir sind nicht geizig; für richtig gute Ware geben wir auch Geld aus. Wir kaufen ausschließlich Nusskerne hervorragender Provenienzen – Topqualität durch alle Sorten. Zum Beispiel Walnüsse aus Frankreich und Chile, hier kaufen wir handgeknackte, edle Kerne, keine Maschinen-geknackten. Bei Maschinen-geknackten Walnüssen wird der Nusskern oft schraddelig. Oder unsere Haselnüsse aus Italien – die ‘runden Römer‘ sind weltweit die erste Wahl.“ Im Friesenfutter, dem Klassiker unter den Mischungen, sind sie alle zu finden. Meienburg steht für hervorragende Qualität, platziert sich im Preis aber unter dem der Mitbewerber, dessen Tüten im Mittel 30 bis 40 Cent teurer sind.

Geradlinigkeit und Kante

Das Persönliche findet sich auch im Vertrieb wieder. Anders als die große Konkurrenz, beliefert Meienburg nicht nur zentrale Lager der Supermarktketten, bei denen seine Produkte gelistet sind, sondern jedes Geschäft einzeln. Entsprechend gut ist der Kontakt zu den Entscheidern vor Ort. „Wir sind gesund und wir haben auch noch einen Taler über, den wir gleich wieder in neue Maschinen und Entwicklung etc. investieren können,“, sagt Meienburg, „warum sollte ich mich beschweren?“ Wenn Meienburg „wir“ sagt, meint er nicht abstrakt sein Unternehmen, sondern ganz konkret sein Team, in dem es persönlich zugeht. Schortens ist nicht Hamburg, man kennt sich nicht selten über mehrere Generationen. Heinz Meienburg wird nicht müde zu betonen, dass seine Nussfirma eine Mannschaftsleistung ist. „Ich bin das Zugpferd, ich zieh den Karren. Aber meine Leute hier, die sind wichtig. Es ist ja Unsinn zu glauben, ich hätte ohne sie all das erreichen können. Es geht hier menschlich zu.“ Das kleine, große Unternehmen hinterm Deich, das gute, faire Miteinander, der feste Glaube an die intakte Beziehung: Das ist die Grundlage, auf der die Premium-Produkte von Meienburg entstehen, das soll man sehen und schmecken. Die Botschaft, die Heinz Meienburg überbringen möchte: In diesem Unternehmen arbeiten Menschen, die morgens in den Spiegel gucken wollen, ohne sich zu schämen – deshalb kann man sich auf die Produkte verlassen. Und trotzdem ist Heinz Meienburg ein Vollblutkaufmann, einer, der sich die Wurst nicht vom Brot nehmen lässt und auch clever agieren kann. Schüchternheit ist hier kein Thema, dafür Gradlinigkeit und Kante.

„Da ist Euphorie drin“

Trotz der 800.000 Mark Umsatz macht Meienburg in den ersten zwei Jahren nach der Gründung noch ein Minus – die Deckungsbeiträge sind klein im Nussgeschäft und die Verlustvorträge müssen anfangs übernommen werden, das war nicht so einfach. Meienburg und sein kleines Team machen alles selbst, vom Entwurf der Tütenetiketten über das Abfüllen bis zur Auslieferung. Auch die Eltern packen mit an. Es gibt noch heute ein etwa zwei Meter langes Papier, das Heinz Meienburg aus seinen handgeschriebenen Umsatzlisten zusammengeklebt hat – ein Jahr pro Seite. Im dritten Jahr ist die erste Umsatz-Million erreicht. „Merkst du was“, fragt Meienburg und klopft mit seinem Finger energisch aufs Papier, „da ist Euphorie drin. Wir haben gefeiert bis zum Umfallen.“ Noch in den späten Achtzigern – mittlerweile ist das Unternehmen Meienburg ins Gründerzentrum am Handelshafen in Wilhelmshaven umgezogen – steigt der Umsatz stetig. Die damalige Lebenspartnerin Angelika zieht ordentlich mit und schreibt ständig Angebote. 2007 endet das Zweimeterpapier bei 4 Millionen Euro. Da hat sich das Geschäft schon deutlich verändert. Meienburg kauft seine Nüsse nun nicht mehr kartonweise, sondern auch in Containern, die über Trader in den Häfen zum Beispiel von Rotterdam und Hamburg ankommen. 1993 kommt der Umzug mit dem großen Invest in neue Verpackungsmaschinen, LKW und eine große Halle von 2500m2 in Heidmühle bei Schortens: zurück zu den Wurzeln. Hier wird jetzt fleißig produziert. Heute erreicht jeden Tag ein Lastzug mit Rohware das Firmengelände. 50 Mitarbeiter*innen sorgen hier für Veredelung und Verpackung. Auch die hauseigenen Müslisorten werden hier in einer Verrieselungsmaschine gemischt. Den Exotic-Fruchtmix ungeschwefelt hat Meienburg in einer verlängerten Mittagspause selbst zusammengestellt.

Mittlerweile wird der Betrieb jedes Jahr auf hohem Niveau zertifiziert, nach dem internationalen Food-Standard IFS. Auch ein sehr gutes Qualitätsmanagement ist selbstverständlich. „Eine Handvoll Nüsse, das ist doch viel besser als so eine fettige Bratwurst“, sagt Meienburg. Nichts gegen Bratwürste – Meienburg meint das große Potenzial, das in der Nuss als modernem und gesundem Snack für eine ernährungs- und ressourcenbewusste Gesellschaft steckt. Nachhaltigkeit ist längst Teil der Meienburg-DNA. Heinz Meienburg und seine Ehefrau Susanne stecken gemeinsam viel Arbeit und Leidenschaft in die Zukunft des Unternehmens. „Wir sind hier hinterm Deich, aber nicht hinterm Mond: Wir kümmern uns um umweltschonende Produktion und faire Bedingungen bei unseren Lieferanten.“ Davon überzeugt sich Meienburg selbst und reist in die Türkei, um den Alltag von Feigenbauern kennenzulernen. Oder nach Italien, um bei der Ernte der oben erwähnten „runden Römer“ dabei zu sein. „Da kommen die großen Einkäufer und drücken die Preise, bis keiner mehr atmen kann, schrecklich. Da zahle ich gerne ein paar Cent mehr.“ Da ist er wieder, der Wunsch nach Aufrichtigkeit und intakten Beziehungen. „Ich hatte 800 Mark, und jetzt ist das hier ein kleines Imperium. Mir ist das alles nicht in die Wiege gelegt worden, aber ich hatte den Mut, was zu machen. Darauf bin ich stolz. Und wenn ich dann mal von Bord gehe, will ich es mit einem Lächeln tun.“